Zu Besuch im Hotel & Restaurant Schlegelhof in Kirchzarten bei Freiburg, Schwarzwald

"Alltag, ja irgendwo - aber nicht jetzt"

Weite. Der Blick beißt sich an drei grasende Haflinger in der Ferne fest, lässt sie wieder los, springt hinüber zu den Baumkronen; dann wieder in die Ferne zu grünen Feldern und schmalen Feldwegen. Gelassenheit. Alltag, ja irgendwo - aber nicht jetzt. Die äußere Weite gibt das Gefühl der inneren Freiheit. Einfach loslaufen, glücklich sein. Jetzt. Oder später. Oder einfach im Gedanken, in den Träumen. Raum und Zeit werden eins, sind keine Begrenzungen mehr. Erstaunlich dabei: Das wirklich Wichtige bekommt einen Platz in der ersten Reihe der Gedanken.

Wer sich einlässt auf die Schönheit der Landschaft, die den Schlegelhof in der Schwarzwaldgemeinde Kirchzarten umgibt, der erlebt dieses Gefühl des Freiseins. Der Außenbereich des Restaurants des elf Betten Hotels mit weitläufiger Wellness-Oase grenzt mit seinen Tischen an diese Landschaft, als wäre es ein gewachsener Teil von ihr. Hier zu sitzen gibt das Gefühl, mit allem eins zu sein.

Die Ruhe, die Kontemplation kann mit dem Genuss von einem der 350 verschiedenen Weinen verfeinert werden, die im Keller des Schlegelhofs lagern: Viele stehen auf der Karte, einige gibt es bei den erklärten Weinliebhabern und Gastgebern Marianne und Martin Schlegel nur auf spezielle Empfehlung. Doch bevor die Gäste an diesem lauen und sonnigen Vorsommerabend langsam im Gasthaus ankommen und die begehrten Randlagen des Gartenlokals zu ihrem persönlichen Ausguck machen, herrscht Ruhe. Nur einige Vogelstimmen, sanftes Rauschen der Blätter in den Bäumen, die Folgen einer leichten Brise.

Auch drinnen in der Küche des Schlegelhofs herrscht noch lockere Gelassenheit. Alles ist für die Gäste am Abend vorbereitet. Aber das Lokal hat gerade erst geöffnet, die erste Order steht noch aus. Jeder Mitarbeiter in der Küche ordnet noch einmal seinen Zuständigkeitsbereich. Das Wasser, das bei Bedarf brodelnd benötigt wird, köchelt dauerhaft mit leichtem Wellenschlag. Alles ist geputzt, geschnitten oder eingelegt. Das Küchenpersonal erzählt sich entspannt vergnügliche Geschichten vom Tag. 

Doch jetzt scheint es los zu gehen: Der Bon tickert aus dem Drucker, das Personal ruft sich kommandoartig Namen von Gerichten zu. Alles kommt in konzentrierte Bewegung: Hier wird gesalzen, dort wird paniert und an anderer Stelle scharf angebraten. David Krase wirbelt Bratkartoffeln aus der Pfanne in die Luft, um sie wieder neu durchmischt aufzufangen. Frank Burger aus dem Nachbarort Oberried würzt das Fleisch mit erfahrenem Augenmaß. Alles geht schnell, nichts planlos. Das Gericht dampft wenig später unter der Wärmelampe, in der Schleuse zum Gastraum: Hier holt sich eine Kellnerin die Speise ab, läuft raus zum Gast am Wiesenrand, der von dem vielen Küchenpersonal und ihren geballten Aktivitäten nichts sieht, aber viel schmeckt.

Fast alle Gäste wollen raus am heutigen Abend. Einigen wenigen ist es doch noch zu frisch an einem der ersten warmen Sonnentage im Jahr. Sie setzen sich gleich in die Gaststube, bevor der Sonnenuntergang dann ohnehin für einen Umzug sorgt. Auf die Aussicht müssen sie dabei nicht einmal verzichten, geben ihnen doch die Glasfronten des Hauses die Sicht auf die weite Landschaft frei. Unter dem alten Zirbenholz kann man die sommerlich erwachende Natur sozusagen „Hinter Glas“ bestaunen.

Das Holz hat Marianne Schlegel aus ihrer Heimat mitgebracht. Sie führt den Schlegelhof seit Ende der 90er Jahre zusammen mit ihrem Mann, Martin Schlegel. Der hat es von seinen Eltern übernommen, die 1971 am gleichen Ort starteten. Zunächst als Café, dann als Restaurant und schließlich sind die Gästezimmer noch dazu gekommen. Die Zirbenbalken stammen von Marianne Schlegels Familie und deren Heimat, dem Vorarlberg. Hier stützten sie einst eine alte Scheune. Jetzt – importiert in den Schwarzwald und wieder aufbereitet, naturbelassen mit alten Wurmlöchern - schmücken sie das Interieur des Gastraumes und manches der elf Hotelzimmer. Das Haus im modernen Landhaustil hat mit dieser wohlduftenden Zirbenholzauskleidung eine Art Gruß aus der Vergangenheit erhalten. Denn in alten geselligen Wirtshäusern des Vorarlbergs erlebt man in ähnlichem Interieur noch heute sehr lustige Abende.